Für mehr regenerative Energie in Wohnquartieren: Ulf Kühn, ImmoTherm, arbeitet an nachhaltigen Konzepten für die Nahversorgung mit Wärme, Strom und Kühlung.

Energiekonzepte der Zukunft: Das Gute liegt ganz nah

Ulf Kühn, Geschäftsführer der ImmoTherm GmbH

Regenerative Energien spielen in der Wohnungswirtschaft eine immer größere Rolle. Ulf Kühn, Geschäftsführer der ImmoTherm GmbH, verrät, wie sich ökologische und ökonomische Ziele mit einer klugen Wärmeversorgung vereinbaren lassen. Beim Schwäbisch Haller Immobiliendialog spricht er über Energiekonzepte der Zukunft und über Energiecontracting. Als Dienstleister übernimmt ImmoTherm dabei die Aufgabe, für Energie und Wärme im Haus oder Quartier zu sorgen. Im Interview mit dem Immobiliendialog berichtet er über die neuesten Standards und zeigt, was Eigentümerinnen und Mieter von Energiecontracting haben.

 

Was zeichnet ein modernes Energiekonzept für Wohnanlagen aus?
Unsere Energiekonzepte orientieren sich am jeweiligen Wohnquartier und den Bedingungen, die dort gelten. Wir setzen uns grundsätzlich dafür ein, so viel regenerative Energie wie möglich einzubinden. Deshalb ist es in der Konzeptionsphase elementar, ökologische und ökonomische Faktoren sorgsam abzuwägen. Wir suchen erneuerbare Energie- oder Wärmequellen direkt in einem Quartier oder in der Nähe, um sie als Energielieferanten in unsere Nahwärmelösungen zu integrieren.

 

Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es, um Nahwärme zu erzeugen?
Wir haben bis vor einigen Jahren Festbrennstoffanlagen eingesetzt, die eine Systemtemperatur von über 80 Grad Celsius erreichen. Sie verbrennen Holzpellets. Das sind naturbelassene Holzpresslinge aus der regionalen Sägeindustrie, die ohne Zuschlagstoffe gefertigt sind. Die modernen Heizsysteme kommen jedoch mit immer geringeren Temperaturen aus. Außerdem wissen wir: Im urbanen Umfeld akzeptieren Menschen Festbrennstofflösungen nur bedingt oder lehnen sie manchmal ganz ab. Sie stören sich an den unvermeidlichen Emissionen; also am Rauch, der für Auge und Geruchssinn deutlich sichtbar und wahrnehmbar aus den Kaminen aufsteigt.

 

Welche Vorteile bringen die modernen Heizsysteme noch mit sich?
Das Gute an den modernen Heizsystemen mit immer geringeren Systemtemperaturen ist, dass wir Wärmepumpen gut integrieren können. So erschließen wir ein großes Potenzial an Wärmequellen, die auf niedrigem Temperaturniveau Nahwärme erzeugen. Zum Beispiel nutzen wir Abwasser, Abwärme oder Absorber, also Solarkollektoren, um Sonnenenergie zu gewinnen. Oder wir arbeiten mit Eisspeichern oder der klassischen Geothermie. Ein Eisspeicher dient dazu, etwa Solarenergie sehr effizient auf niedrigem Energieniveau zu speichern. Damit können wir Gebäude im Sommer auch kostengünstig kühlen. Wirklich interessant wird das Ganze, wenn wir im Quartier mit einem Blockheizkraftwerk oder einer Fotovoltaikanlage dezentral Strom erzeugen. Davon profitiert auch unser Wärmekonzept. So gestalten wir ein rundes Versorgungspaket, das Gebäude mit Wärme, Strom und Kühlung versorgt.

 

Wer sind Ihre Kunden, auf welcher Basis arbeiten Sie mit ihnen zusammen und was haben Ihre Vertragspartner davon, Nahwärme einzusetzen?
Unsere Kunden sind Bauträgerinnen und Bauträger, die ein größeres Wohnprojekt realisieren oder ein Quartier bebauen. Wenn es darum geht, Erzeugungsanlagen zu errichten oder zu betreiben, sind die Verantwortlichen mit gesetzlichen Anforderungen konfrontiert, die jüngst extrem gestiegen sind. Wer sich für unser Energiecontracting entscheidet, erleichtert sich das Leben enorm. Unsere Dienstleistungen gibt es im Paket oder als einzelne Module: Wir planen, finanzieren, errichten und betreiben die technischen Anlagen inklusive Nahwärmenetz und Hausübergabestation.

 

Wie profitieren die Eigentümerinnen, Eigentümer und die Mieterschaft davon?
Mieterinnen und Eigentümer schätzen unseren effizienten und bewährten Anlagenbetrieb, unseren 24-Stunden-Bereitschaftsdienst und die marktfähigen Energiepreise. Wohnungseigentümer profitieren von verbindlich vereinbarten Lieferpreisen, die sich nur innerhalb eines gewissen Rahmens bewegen können. Wenn wir diese technischen Anlagen bewirtschaften, warten wir sie, das Nahwärmenetz und die Hausübergabestation. Wir halten alles instand und erneuern Komponenten bei Bedarf. Im Ergebnis bleiben Eigentümern böse Überraschungen wie Sonderumlagen erspart.

 

Wer steht hinter dem Unternehmen ImmoTherm? Welche Geschichte hat das Unternehmen?
Gesellschafter der ImmoTherm sind paritätisch das Siedlungswerk in Stuttgart, die Stadtwerke Tübingen und das Stadtwerk am See in Friedrichshafen/Überlingen.
Das Siedlungswerk hat sich schon sehr früh dafür engagiert, regenerative Energiekonzepte in seinen Wohnquartieren einzusetzen. Aus gutem Grund ist Nachhaltigkeit als zentraler Wert schon lange in unserer Firmenphilosophie verankert. Mit der ImmoTherm eine eigene Gesellschaft mit nahen Stadtwerken zu gründen, war im Jahr 2001 ein folgerichtiger Schritt.

 

Nennen Sie drei Gründe, warum Sie in diesem Job goldrichtig sind.
Kreativ und mutig neue Projekte anzugehen, mich gemeinsam mit dem ImmoTherm-Team für unsere Umwelt einzusetzen, ökonomisch und effizient zu handeln – das motiviert mich seit dem ersten Tag in diesem Job. Und ich gehöre seit ihrer Gründung zur ImmoTherm.

 

Wenn Schwäbisch Hall ein Wohnquartier wäre, wie sähe es aus? Welches Energiekonzept würden Sie dort realisieren?
Es wäre ein sozial gemischtes, generationenübergreifendes Quartier, das stadtnah angebunden ist und über eine gute öffentliche Infrastruktur verfügt. Meine Vision: Als Wärmequelle könnte Stollenluft aus einer Saline dienen. Über sie deckt eine elektrische Luft-Wasser-Wärmepumpe in Kombination mit einer Brennstoffzelle den überwiegenden Anteil des Wärmebedarfs im Quartier regenerativ.

 

Ulf Kühn, Geschäftsführer ImmoTherm GmbH, 70180 Stuttgart
Tel. : 0711 2381-385, E-Mail: u.kuehn@immotherm.de